Gruselferien: Das Mädchen und der kleine Vampir im Schloss
Familie besucht altes Schloss in den Ferien
Leonie war überglücklich, als ihre Eltern verkündeten: „Dieses Jahr machen wir Urlaub in einem richtigen Schloss!“
Das Schloss lag auf einem Hügel, mit Türmen, Zinnen und einem riesigen Tor, das knarrte, wenn man es öffnete.
„Wow!“, staunte Leonie. „Das ist wie im Märchen!“
Im Inneren gab es hohe Räume, bunte Glasfenster und einen Speisesaal mit einem langen Tisch. Leonie entdeckte Geheimgänge hinter Wandteppichen, kleine Türme mit Wendeltreppen und einen großen Hof, in dem Tauben gurrten.
Nur die Haushälterin warnte: „Geht nachts nicht allein herum. Manche Flure sind… nun ja… lebendig.“
Leonie lachte. „Das ist bestimmt nur, damit ich mich fürchte.“ Doch in der ersten Nacht fand sie heraus, dass mehr daran war.
Mädchen begegnet kleinem Vampir im Turm
Es war spät und Leonie konnte nicht schlafen. Der Mond schien hell ins Fenster. Also beschloss sie, leise durch das Schloss zu streifen. Ihre Schritte hallten auf den Steinplatten.
Plötzlich hörte sie ein Flattern. Irgendetwas huschte über ihren Kopf. Leonie erschrak. „Eine Fledermaus?“
Sie folgte dem Geräusch bis zu einer schmalen Tür im Turm. Vorsichtig öffnete sie sie – und blieb wie versteinert stehen.
Vor ihr stand ein kleiner Junge, vielleicht so alt wie sie. Aber er hatte spitze Zähnchen, blasse Haut und einen schwarzen Umhang. Hinter seinem Rücken zuckten zwei fledermausartige Flügel.
„Oh nein, bitte nicht weinen!“, sagte er schnell, als er ihr Gesicht sah. „Ich bin Viktor. Ich… ähm… bin ein Vampir.“
Leonie schluckte. Ein Vampir! Doch Viktor sah eher schüchtern als gefährlich aus.
Vampir erzählt Geschichte von einsamer Nacht
„Hast du Angst?“, flüsterte Viktor. „Ich will dir nichts Böses. Ich trinke sowieso keinen Menschenblutsaft. Igitt! Ich mag lieber Himbeersaft.“
Leonie musste kichern. „Du trinkst Saft?“
„Ja. Aber nur nachts. Tagsüber schlafe ich im Turm.“ Viktor seufzte. „Niemand weiß, dass ich hier wohne. Die Menschen denken, das Schloss ist leer. Darum bin ich oft allein.“
Leonie spürte, dass er ehrlich war. „Dann können wir Freunde sein“, schlug sie vor.
Viktors Augen glänzten. „Wirklich? Du würdest mit mir spielen?“
So begann eine ungewöhnliche Freundschaft: Tagsüber erkundete Leonie das Schloss mit ihren Eltern, nachts schlich sie sich in den Turm, um Viktor zu treffen.
Kinder erleben lustige Abenteuer im Schloss
Die beiden spielten Verstecken in den langen Gängen. Viktor konnte durch winzige Schlüssellöcher flattern, was Leonie jedes Mal zum Lachen brachte. Im Speisesaal veranstalteten sie heimlich ein „Vampirpicknick“ mit Himbeersaft und Keksen.
Einmal führte Viktor Leonie durch einen Geheimgang, der in die Schlossküche führte. „Hier habe ich meine Saftflaschen versteckt!“, erklärte er stolz.
Doch das Beste war, wenn sie draußen im Hof standen und Viktor seine Flügel ausbreitete. „Willst du mal fliegen?“
„Aber ich kann doch nicht!“, lachte Leonie.
„Dann halte dich an mir fest.“ Und tatsächlich hob Viktor sie ein kleines Stück vom Boden. Nicht hoch. Nur ein Stück, woraufhin beide kicherten.
Vampir findet endlich eine Freundin fürs Leben
Die Ferien vergingen schnell. Am letzten Abend saß Leonie mit Viktor im Turm. Der Mond schien durch das Fenster und sie fühlte sich traurig.
„Morgen fahre ich wieder nach Hause“, flüsterte sie. „Ich werde dich vermissen.“
Viktor nickte langsam. „Ich dich auch. Aber jetzt habe ich wenigstens einen Menschenfreund. Vorher war ich nur der einsame Vampir auf dem Schloss.“
Leonie nahm einen Zettel und schrieb ihre Adresse darauf. „Hier. Dann kannst du mir Briefe schreiben. Vielleicht bringst du sie ja als Fledermaus vorbei.“
Viktor grinste. „Das mache ich!“
Als Leonie am nächsten Tag abreiste, blickte sie noch einmal zurück. Ganz oben im Turmfenster stand Viktor, winkte ihr zu und ein kleiner Schwarm Fledermäuse flatterte wie ein Abschiedsgruß um ihn herum.
Und Leonie wusste: Sie hatte einen Freund, der anders war, aber genau deshalb etwas ganz Besonderes.