Zartes Menschenfleisch: Hexe entführt junge Frau im dunklen Wald
Drei junge Frauen betreten den nächtlichen Wald
Der Himmel war mondlos, nur ein schwacher Schleier von Sternen hing über dem Wald. Die drei jungen Frauen – Lena, Miriam und Sarah – hatten schon den ganzen Abend zusammengesessen, geredet, gelacht und sich gegenseitig Geschichten erzählt.
Irgendwann kam das Gespräch auf das Hexenhaus am Rande des Forstes. Man sagte, dort lebe noch immer eine alte Frau, die nachts lache, als hätte sie schon hundert Jahre auf dem Buckel.
„Lass uns hingehen“, hatte Miriam vorgeschlagen, die Abenteuerlustigste der drei. Lena, die eher still war, stimmte zu – halb aus Neugier, halb aus der Lust, Miriam nicht im Stich zu lassen.
Nur Sarah schüttelte sofort den Kopf. „Ihr spinnt doch. Wer geht mitten in der Nacht zu so einem Ort?“ Doch schließlich, von ihren Freundinnen bedrängt und mit dem Gefühl, kein Feigling sein zu wollen, schloss sie sich widerwillig an.
Der Wald schluckte jedes Geräusch. Ihre Schritte knisterten auf trockenem Laub, Äste knackten, der Wind strich durch die kahlen Kronen.
Immer wieder meinte Sarah, Schatten zu sehen, die sich bewegten, obwohl niemand dort war. Ihre Finger krallten sich in die Taschen ihrer Jacke, ihr Herz klopfte laut. Miriam vorneweg dagegen summte fast fröhlich. „Seht ihr? Alles nur ein Märchen.“
Doch dann ragte es vor ihnen auf: das Haus. Schief, aus schwarzem Holz, das Moos kroch über die Balken. Ein Fenster leuchtete matt. Und in diesem Moment erklang es: ein Gekicher, kratzig, tief, so unheimlich, dass Sarah sofort zurückwich.
„Ich geh da nicht rein!“ keuchte sie. Aber die anderen beiden schauten sich nur an und traten näher.
Bucklige Alte wirft junge Frau über die Schulter
Die Tür quietschte, als Lena sie anstieß. Innen roch es nach verbranntem Fett, nach Asche, nach etwas Süßlichem, das im Magen Übelkeit auslöste. Auf einem Tisch standen Gläser mit trüben Flüssigkeiten, ein Kessel brodelte in der Ecke. Sarah blieb wie angewurzelt stehen. Sie wollte schreien: Lasst uns umkehren!
Doch bevor sie den Mut dazu fand, durchbrach ein schrilles Lachen die Luft.
„Ahhh, Besuch! Frisches Blut, frische Knochen!“ Die Stimme kam von der Treppe, die nach oben führte. Da stand sie: Krumm, mit grauen Haaren wie Spinnweben, die Finger so lang wie Krallen, die Augen gelblich funkelnd.
Sarah schrie, doch da war die Hexe schon bei ihr. Sie packte das Mädchen an der Taille, als wäre es federleicht, und warf sie sich über die Schulter. Sarah strampelte, kratzte, schlug mit den Fäusten, aber der Griff der Alten war wie Eisen.
Mit wildem Lachen stapfte sie in den hinteren Teil des Hauses.
Lena und Miriam schrien entsetzt auf. Doch anstatt einzugreifen, überkam sie panische Angst. Sie rannten, stolperten, stießen die Tür auf und flohen hinaus in den Wald. Ihre Stimmen hallten zwischen den Stämmen: „Hilfe! Hilfe!“ Doch Sarahs Schreie blieben im Haus gefangen.
Hexe knebelt junge Frau über dem Kessel
Sarah wurde von der Alten in einen großen Raum geschleppt, in dessen Mitte ein schwarzer Kessel auf lodernden Flammen stand.
Der Gestank von altem Fett und verbrannten Kräutern brannte in der Nase. Über dem Kessel hing ein Seil und an dessen Ende befanden sich eiserne Fesseln.
„So jung, so weich, so voller Leben!“ krächzte die Hexe. „Dein Fleisch wird saftig brutzeln, deine Knochen machen eine Brühe, die hundert Jahre Jugend schenkt.“ Sarah schrie, doch die Hexe presste ihr einen roten Apfel in den Mund und band ihn mit einem Tuch fest – ein makabrer Knebel. Doch er wirkte.
„Schmeckt’s, Kleine? Bald bist du der Hauptgang!“ Sie kicherte, während sie Sarah mit geübten Handgriffen die Handgelenke fesselte. Dann zog sie das Seil hoch.
Sarah hing nun kopfüber und blickte mit Tränen in den Augen hinab in die lodernde Glut. Der Apfel im Mund hinderte sie am Schreien, nur gedämpfte Laute drangen hervor.
Die Hexe begann zu tanzen, drehte sich im Kreis, schlug mit knochigen Füßen auf den Boden und murmelte Verse in einer Sprache, die Sarah nicht verstand. Immer wieder kicherte sie: „Junges Fleisch, süßes Blut, du wirst meine Kraft!“
Mit einem Ruck zog sie am Seil und Sarah sank tiefer. Die Hitze der Flammen leckte schon an ihrem Gesicht, so nah befand sie sich am Kochtopf. Nur noch ein paar Zentimeter.
Bewohner stürmen das Hexenhaus mit Fackeln
Doch genau in diesem Moment krachte es an der Tür. Holz splitterte, Stimmen schrien. „Öffnet auf! Hexe! Dein Ende ist nah!“
Männer mit Fackeln und Mistgabeln stürmten herein. Es waren Dorfbewohner, angelockt durch die panische Flucht von Lena und Miriam, die im Dorf Alarm geschlagen hatten.
Die Hexe zischte wütend, stieß das Seil nach unten, damit Sarah direkt in den Kessel fallen sollte. Doch einer der Männer, groß und kräftig, rannte nach vorne. Im letzten Augenblick fing er Sarah auf, zog den Knebel aus ihrem Mund und schnitt die Fesseln durch.
Das Mädchen weinte, klammerte sich an ihn, während er sie auf den Armen hinaustrug und in Sicherheit brachte.
„Zurück! Verbrennt sie!“ schrien die Dorfbewohner. Doch die Hexe stieß nur einen schrillen Schrei aus, griff nach einem krummen Besen, der an der Wand lehnte, und schwang sich darauf.
Funken stoben, der Rauch zog sie wie ein schwarzer Mantel nach draußen. Und fort war sie.
Böse Hexe flieht und schwört grausame Rache
Die Männer verfolgten die Hexe hinaus in die Nacht, doch über den Baumwipfeln war nur noch ihr kehliges Gelächter zu hören. „Ihr Narren! Ihr könnt mich nicht töten! Ich komme wieder und ich hole mir, was mir gehört!“
Sarah wurde ins Dorf getragen, zitternd, das Gesicht nass von Tränen.
Lena und Miriam liefen ihr entgegen, voller Schuldgefühle, weil sie geflohen waren. Doch Sarah war zu erschöpft, um Vorwürfe zu machen – sie war einfach nur dankbar, den kalten Griff der Hexe überlebt zu haben.
Wenn auch nur um Haaresbreite…
Am Himmel zog ein dünner Streifen Rauch davon und mit ihm das letzte Echo des Gelächters. Die Dorfbewohner wussten: Die Hexe war noch nicht besiegt. Sie war fort, ja – aber sie hatte Rache geschworen. Und irgendwann, in einer anderen Nacht, würde sie zurückkehren, hungriger als je zuvor.
Das Hexenhaus aber blieb stehen, dunkel und drohend, ein stummer Zeuge der Schreie, die darin verklungen waren. Keiner wagte es mehr, auch nur in die Nähe zu gehen. Nur das Heulen des Windes erinnerte daran, dass die Geschichte nicht vorbei war – sondern erst begonnen hatte.