Das grüne Wesen im Garten und das kleine Raumei

Mila sieht grünen Alien im Garten

Es ist Abend. Der Mond hängt rund und hell am Himmel. Mila steht am Fenster und schaut hinaus. Der Garten liegt silbern im Licht. Die Bäume flüstern. Die Wäscheleine knarrt leise. 

Da sieht Mila etwas Glühendes hinter dem Apfelbaum. Es flackert grün wie ein Käferlicht. Mila hält den Atem an. Ihr Herz klopft. Sie zieht die Vorhänge ein kleines Stück zur Seite.

Zwischen hohen Gräsern sitzt ein kleines Wesen. Es hat große Augen, runde Wangen und zwei weiche Fühler, die wie winzige Nachtlampen glimmen. Sein Bauch leuchtet, aber nur ein bisschen. Das Wesen zittert, als wäre ihm kalt. Mila flüstert: „Hallo?“ Das Wesen zuckt und duckt sich tiefer.

Mila öffnet vorsichtig die Terrassentür. Der Boden ist etwas kühl. Der Wind streicht an ihren Zehen vorbei. „Ich bin Mila“, sagt sie freundlich. „Ich tue dir nichts.“ Das Wesen hebt den Kopf. Es schnuppert die Luft. Dann macht es einen kleinen Piepton, sanft wie ein Kätzchen. „Piu.“

Mila geht in die Hocke. „Hast du Angst?“ Das Wesen nickt, ganz langsam. „Ich nenne dich Lumo“, sagt Mila. „Du leuchtest wie eine Lampe.“ Lumo blinzelt. Die Fühler werden heller. Ein Hauch von Mut glimmt auf.

Alien verliert kleines Raumei im Nebel

Ein dünner Nebel kriecht über den Rasen. Die Zweige zeichnen krumme Schatten. Lumo zeigt mit einem Fühler hinter den Apfelbaum. 

Dort liegt etwas Rundes, Kleines, Glattes. Es ist ein Ei, aber kein Vogelei. Es schimmert silber und summt ganz leise. Mila legt die Hand daran. Es vibriert. „Ist das dein… Raumei?“ fragt sie. Lumo nickt eifrig. „Piu, piu!“

Das Ei zuckt, als wolle es aufspringen. Doch es bleibt matt. 

„Vielleicht ist es leer“, überlegt Mila. „Vielleicht braucht es Licht oder Mut.“ Lumo beugt sich darüber und pustet warm. Nichts passiert. Der Nebel wird dichter. Von der Hecke raschelt es. Ein Igel stapft vorbei, schnuppert und läuft weiter. Mila lacht leise. „Hallo, stacheliger Freund.“

Lumo seufzt und drückt die Fühler an das Ei. „Piu.“ Die Fühler werden kurz hell, dann wieder dunkel. „Vielleicht ist es müde“, sagt Mila. „Oder es hat Heimweh.“ Lumo versteht „Heimweh“ nicht, aber er spürt das Wort. Seine Augen werden weich.

„Komm, wir bringen es auf die Terrasse“, sagt Mila. „Dort ist es trocken.“ Sie trägt das Raumei auf den Händen, als wäre es ein schlafendes Küken. Lumo watschelt nebenher, Schritt für Schritt, und hält tapfer die Fühler hoch, damit sie ein wenig leuchten. Der Nebel lässt sie durch, als würden sie leise ein Lied singen.

Gewitter erschreckt Mädchen und Alien

Auf einmal rumort der Himmel. Ein dumpfes Grollen rollt über die Dächer. „KRRRRRUMMS.“ Mila zuckt zusammen. Lumo duckt sich. Ein Windstoß fegt Blätter über die Terrasse. Das Raumei vibriert stärker, als hätte es Schluckauf.

Ein Blitz zuckt, weiß und schnell. Der nächste Donner knallt: „KRAAAACH.“ Lumo klammert sich an Milas Arm. Seine Fühler flackern. „Es ist nur ein Gewitter“, sagt Mila und merkt, dass ihre Stimme ein bisschen wackelt. Doch sie lächelt. „Wir zählen zwischen Blitz und Donner. Eins… zwei… drei…“ Der Donner kommt näher. Lumo zittert. „Piu.“

Mila holt eine kleine Decke aus dem Wohnzimmer. Sie legt die Decke auf den Boden, setzt Lumo darauf und rollt das Raumei vorsichtig daneben. „Hier sind wir trocken und zusammen.“ Der Regen beginnt. Tropfen klopfen auf das Dach: „Plick, plack, pluck.“ Der Klang ist wild, aber auch gleichmäßig.

„Wir machen eine Höhle“, sagt Mila. Sie zieht einen Stuhl heran, legt die Decke darüber, lässt einen Eingang offen. „Höhlen sind sicher.“ Lumo krabbelt hinein. Seine Fühler werfen weiches Licht an die Decke. Die Schatten tanzen, aber nicht böse. Mehr wie kleine Wellen.

Wieder blitzt der Himmel. Mila atmet ruhig. „Blitz. Zählen. Eins… zwei… drei… vier.“ Der Donner kommt später. „Siehst du?“ fragt sie. „Es geht schon weg.“ Lumo nickt. Das Raumei schnurrt leise, als wäre es dankbar. Vielleicht mag es das Trommeln des Regens.

Mädchen findet mutige Lösung für Angst

Mila denkt nach. „Wenn ich nachts Angst habe, hilft mir mein Nachtlicht. Und Mama summt ein Lied.“ Sie setzt sich neben Lumo in die Höhle. „Ich kann auch summen.“ Sie summt ein sanftes „mmm-mmm“, lang und weich, wie warme Milch. Lumo hört zu. Seine Fühler leuchten im Takt, hell, dunkel, hell.

„Wir erzählen dem Gewitter, dass wir mutig sind“, schlägt Mila vor. „Wir sagen: Wir sind klein, aber wir sind nicht allein.“ Lumo versucht die Worte. „Klein… nicht… allein.“ Er lacht leise über seinen Klang. Beide kichern.

Mila bastelt aus einer Taschenlampe und einem Glas ein weiches Licht. Sie stellt das Glas neben das Raumei. Das Glas macht das Licht rund, wie einen kleinen Mond. „Vielleicht trinkt dein Ei Mondlicht“, sagt sie. Lumo tippt mit einem Fühler an das Glas. „Piu.“ Das Raumei wird wärmer.

Mila holt bunte Aufkleber aus ihrem Zimmer: Sterne, Herzen, Wolken. „Wir kleben Sternmut auf das Ei“, sagt sie. Sie klebt einen Stern und ein Herz nebeneinander. Lumo klebt eine Wolke etwas schief darüber. Beide lachen. Die Höhle wird zur Werkstatt des Mutes.

„Wenn du Heimweh hast, können wir eine Landkarte malen“, sagt Mila. Sie zeichnet mit Kreide auf den Terrassenboden: ein großes Rund für den Mond, kleine Punkte für Sterne, eine Kurve für den Weg. 

Lumo fährt mit dem Finger darüber. Seine Fingerkuppe glüht und lässt die Kreide kurz funkeln. Das Raumei klopft von innen. Ganz sanft. Sie halten beide den Atem an. „Es lebt“, flüstert Mila. Lumo strahlt.

Raumschiff entspringt aus dem Ei

Der Regen lässt nach. Die Wolken reißen auf. Der Mond schaut wieder. „Hallo, ihr zwei“, scheint sein Licht zu sagen. Mila schiebt die Höhlen-Decke zur Seite. Die Nacht riecht frisch und sauber. Das Raumei surrt, als wolle es aufstehen.

„Vielleicht braucht es einen Abschiedsstrahl“, sagt Mila. „Einen Mutstrahl.“ Sie stellt das Glaslicht direkt an das Ei, nimmt Lumo an die Hand und spricht freundlich zum Ei: „Wir sind bei dir.“ Lumo legt die Fühler dazu. Ihr Licht wird ruhig und warm.

Da passiert es. Das Raumei hebt sich einen Finger breit. Ein ganz leiser Ton schwebt in die Luft, als singe jemand „Hiiiii“. Das Ei klappt in der Mitte auf, wie eine kleine Blume. Darin liegt etwas Winziges, noch runder, noch leuchtender. Ein Minischiffchen, glatt wie eine Perle. Es schwebt über Milas Hand und blinzelt.

„Dein Zuhause!“ ruft Mila leise. Lumo hat Tränen in den Augen, aber es sind glitzernde Freudentränen. „Piu. Zuhause.“

Das kleine Schiffchen dreht eine Runde über der Terrasse. Es malt einen hellen Kreis in die Luft. Lumo setzt sich darauf, so leicht wie eine Feder. Er schaut zu Mila. Sie lächelt und winkt. „Kommst du mich wieder besuchen?“ Lumo nickt. „Piu. Freund.“

Das Schiffchen summt. Ein Strahl fällt leise vom Himmel, dünn wie ein Faden. Das Schiffchen steigt daran hoch, höher und höher. Lumo winkt, bis nur noch ein Lichtpunkt zu sehen ist.

Freundschaft bringt Alien sicher nach Hause

Mila steht still. Ihr Herz ist warm. Die Terrasse ist voller Sternaufkleber und Kreidewege. Das Gewitter ist fort. Die Nacht ist freundlich. Hinter ihr geht die Tür auf. Mama schaut heraus. „Bist du noch wach, Mila?“

Mila nickt und streicht über den Kreideweg. „Ich habe einem Freund den Weg gezeigt.“ Mama lächelt und nimmt Mila an die Hand. „Dann kennt er jetzt den Weg zu dir und zu sich.“

Mila legt die Decke zusammen. Sie stellt das Glas zurück. Vor dem Schlafengehen schaut sie noch einmal zum Himmel. Ein winziger grüner Funke blinkt zweimal. Mila lächelt und flüstert: „Gute Nacht, Lumo.“

Im Zimmer brennt das Nachtlicht. Es ist klein, rund und warm. Mila kuschelt sich ins Bett. Draußen rauscht der Garten ganz leise. Der Mond malt ein weiches Rechteck auf den Teppich. 

Mila schließt die Augen. In ihrem Traum fährt sie auf einer Kreidestraße über Wolken. Neben ihr sitzt Lumo. Beide tragen Sternmut im Herzen. 

Beide wissen: Wenn es grummelt, zählen sie Blitze. Wenn es dunkel ist, machen sie Licht. Und wenn jemand Angst hat, sitzen sie einfach da – zusammen, Hand in Hand – bis der Mut wieder anknipst.

So endet die Nacht. Und morgen beginnt ein neuer Tag, an dem Freundschaft wieder leuchtet.

Portrait des Autors
Autor · SEO · Nerd

Matt Pülz

Matt ist SEO mit einer Leidenschaft für das Schreiben. Er liebt Horrorgeschichten und kreatives Schreiben im Allgemeinen.

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