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Die Puppensammlung: Das Böse lebt in einer Porzellanpuppe

Antiquitätenhändler verkauft eine seltsame Puppe

Herr Bergmann führte seit zwanzig Jahren einen kleinen Antiquitätenladen in einer Seitenstraße der Altstadt. Zwischen alten Schränken, verstaubten Spiegeln und Kerzenhaltern stand sie: eine Porzellanpuppe, etwa dreißig Zentimeter groß.

Das Gesicht war makellos bemalt, die Wangen zart rosa, die blauen Augen starrten kalt. Sie trug ein altmodisches Kleid aus Spitze, das ein wenig vergilbt war. Bergmann hatte sie von einem Nachlass erworben. Niemand wollte sie behalten, die Erben gaben sie schnell und ohne zu zögern ab.

Eines Tages kaufte eine ältere Dame die Puppe. Sie schwärmte von der Handarbeit, bezahlte bar und Bergmann verpackte sie sorgfältig.

Am nächsten Morgen aber stand die Puppe wieder auf dem Regal. Ungerührt, als hätte sie nie den Laden verlassen.

Bergmann runzelte die Stirn. Vielleicht hatte er sie verwechselt? Vielleicht war noch eine ähnliche Puppe im Lager? Doch er wusste genau: Es war dieselbe. Und auf ihrer Wange zog sich ein feiner Riss, als hätte jemand mit einem Nagel darüber gekratzt.

Käufer verschwinden auf mysteriöse Weise

Noch am selben Tag kam ein junges Paar vorbei. Sie waren begeistert, fanden die Puppe „schaurig-schön“ und nahmen sie mit.

Doch zwei Tage später: dieselbe Puppe, wieder im Regal. Diesmal mit einem weiteren Riss am Hals, dünn wie eine Schnittwunde.

Bergmann rief bei dem Paar an: Die Telefonnummer war nicht mehr vergeben. Einige Tage später las er in der Zeitung von einem mysteriösen Autounfall: zwei junge Leute, tot am Straßenrand.

Das Blut gefror ihm in den Adern. Doch er wagte nicht, an einen Zusammenhang zu glauben.

Die Puppe blieb. Und kurze Zeit später kaufte sie ein Geschäftsmann. Auch er war nur wenige Tage später tot, Herzinfarkt im Schlaf.

Wieder war die Puppe zurückgekehrt, diesmal mit drei neuen Rissen an den Armen, als wären es Kratzspuren.

Händler erkennt ein tödliches Muster

Bergmann begann, die Puppe zu fürchten.

Er beobachtete sie genau. Abends stellte er sie ins Schaufenster, morgens stand sie an einem anderen Platz. Er schloss den Laden ab und dennoch fand er sie bewegt vor.

Immer, wenn er sie weiterverkaufte, kehrte sie zurück. Und mit jedem Käufer gab es eine neue Tragödie: ein Verschwinden, ein Tod, ein Unfall.

Die Risse auf dem Porzellan vermehrten sich. Aus feinen Linien wurden tiefe Spalten. Sie wirkten nicht wie Sprünge, eher wie Spuren von Fingernägeln, Krallen, die sich ins Material gegraben hatten.

Bergmann konnte kaum noch schlafen. Manchmal meinte er nachts, ein leises Klopfen aus dem Laden zu hören. Als ob jemand mit winzigen Fingernägeln gegen die Glasvitrine tippte.

Er begann, Zeitungen zu sammeln, die Todesfälle zu notieren. Die Liste wurde länger, mit jedem Käufer, der nicht zurückkehrte.

Puppe wird zur Bedrohung im eigenen Laden

Eines Abends beschloss er, die Puppe zu vernichten.

Er nahm sie aus dem Regal, trug sie hinaus in den Hof und warf sie mit aller Kraft gegen den Boden. Porzellansplitter flogen, das Kleid riss auf. Bergmann atmete erleichtert auf.

Doch als er am nächsten Morgen den Laden betrat, stand sie wieder da. Unversehrt. Nur ein neuer Riss zog sich nun quer über ihr Gesicht – wie ein Lächeln.

Die Luft im Raum war kalt, schwer. Bergmann schwor, er hätte ein leises Kichern gehört.

Von da an wagte er kaum, sie zu berühren. Er stellte sie auf das oberste Regal, deckte sie mit einem Tuch ab. Doch egal, wie oft er es tat… am nächsten Morgen war das Tuch weg, die Puppe blickte ihn direkt an.

Kunden bemerkten sie und fragten danach. Doch Bergmann schüttelte nur den Kopf. „Nicht zu verkaufen.“

Händler wird selbst zum Opfer der Puppe

Die Nächte wurden schlimmer. Bergmann hörte Schritte im Laden, obwohl niemand da war. Manchmal wachte er auf und fand Porzellansplitter in seinem Bett, hauchfein, wie Staub.

Eines Abends, als er die Tür abschließen wollte, sah er im Schaufenster nicht sein Spiegelbild, sondern das Gesicht der Puppe. Ihr starres Lächeln. Ihre Augen, die sich bewegten.

Er wich zurück, stolperte, das Herz raste. Er wusste: Sie hatte ihn gewählt.

Am nächsten Morgen öffnete der Laden nicht. Nachbarn wunderten sich, riefen schließlich die Polizei.

Sie fanden den Laden leer. Keine Spur von Bergmann. Nur die Puppe stand auf dem Tresen, wie ausgestellt. Auf ihrer Brust verlief ein tiefer Riss. Als hätte sich eine Hand von innen heraus durch das Porzellan gekratzt.

Und ihre Lippen schienen feiner bemalt als zuvor. Fast so, als hätten sie sich bewegt.

Portrait des Autors
Autor · SEO · Nerd

Matt Pülz

Matt ist SEO mit einer Leidenschaft für das Schreiben. Er liebt Horrorgeschichten und kreatives Schreiben im Allgemeinen.

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