Die Wohnung unter mir: Gruselige Geräusche aus dem Keller
Mann zieht in die neue Wohnung ein
Es war ein kühler Herbstabend, als Paul den Schlüssel in die neue Wohnungstür steckte. Der Flur roch nach altem Holz, die Dielen knarrten leise. Er war froh, endlich ein Zuhause gefunden zu haben. Allein, ruhig, genau das, was er brauchte.
Die Nachbarn waren freundlich gewesen, als er die ersten Kisten hochgetragen hatte. Eine ältere Frau im Erdgeschoss hatte ihm noch gewunken, dann war das Haus still geworden.
Paul bezog die Wohnung im zweiten Stock. Direkt darunter, so hatte man ihm gesagt, gäbe es nur noch den Keller. Keine Nachbarn, keine Störung.
Perfekt. Dachte er. Endlich Ruhe.
Dunkle Schritte in der Nacht
Die erste Nacht verlief ruhig. Doch in der zweiten wurde Paul von einem Geräusch geweckt. Es klang, als ob jemand direkt unter ihm ging. Schwer, langsam, Schritt für Schritt. Dann ein dumpfes Scharren, als würde ein Stuhl über den Boden geschoben.
Paul richtete sich auf. „Unsinn“, murmelte er. Vielleicht hörte er die Rohre. Vielleicht knarzte das alte Holz. Doch das Geräusch kehrte wieder, immer gleichmäßig. Schritte. Ganz eindeutig Schritte.
Am Morgen fragte er die Nachbarin aus dem Erdgeschoss. „Wohnt jemand unter mir?“, wollte er wissen, um noch einmal ganz sicherzugehen.
Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, junger Mann. Unter Ihnen ist nur der Keller. Dort geht niemand nachts spazieren.“
Ein eisiger Schauer lief Paul über den Rücken.
Das Hausverzeichnis zeigt den Keller
Am Abend durchsuchte er die Unterlagen des Mietvertrags. Grundrisse, Verzeichnis der Wohnungen. Seine Wohnung: 2. Stock. Darunter: Nichts. Und darunter nur ein leerer, offener Kellerraum. Kein Hinweis auf eine bewohnte Einheit.
Paul versuchte, sich selbst zu beruhigen. Vielleicht kam der Lärm aus einem Nachbarhaus. Doch in der dritten Nacht war es wieder da. Die Schritte. Langsam, gleichmäßig, als würde jemand genau unter seinem Schlafzimmer auf und ab gehen.
Dann hörte er das dumpfe Kratzen von Holz über Stein. Ganz klar: Jemand rückte Möbel. Paul hielt den Atem an, wagte kaum zu blinzeln. Schließlich griff er nach seinem Handy und sah auf die Uhr. 2:43 Uhr.
Er nahm all seinen Mut zusammen und rief leise: „Hallo?“
Sofort verstummten die Geräusche. Es war, als hätte jemand gelauscht.
Mann steigt in den Keller hinab
Am nächsten Abend konnte Paul kaum schlafen. Jeder Schatten, jedes Knacken ließ ihn zusammenzucken. Schließlich, gegen Mitternacht, hörte er es wieder. Schritte. Scharren. Und diesmal ein leises Pochen, direkt unter ihm, als würde jemand an die Decke klopfen.
Paul sprang aus dem Bett. Genug. Er zog sich eine Jacke über, schnappte sich seine Taschenlampe und den Hausschlüssel. Dann schlich er die Treppe hinab bis zur schweren Kellertür.
Das alte Metall quietschte, als er sie aufschloss. Ein Schwall kalter Luft schlug ihm entgegen. Es roch modrig, nach Feuchtigkeit und altem Stein.
Die Stufen knarrten, als er hinabstieg. Der Lichtschalter neben der Tür war tot. Nur seine Taschenlampe erhellte die Dunkelheit.
Schwere Schritte hinter der Kellertür
Die Kellergewölbe waren größer, als er erwartet hatte. Lange Gänge, kleine Räume, alte Leitungen an den Wänden. Doch keiner davon wirkte, als würde er genutzt. Kein Stuhl, kein Tisch, kein Zeichen von Leben. Nur Schmutz und Spinnenweben.
Paul leuchtete den Boden ab. Staub bedeckte alles. Und dennoch waren da Abdrücke. Schuhspuren. Frisch, deutlich.
„Das gibt’s nicht“, flüsterte er. Jemand war hier unten. Vor Kurzem.
Er folgte den Spuren. Sie führten tiefer in den Keller, vorbei an alten Türen, von denen einige schief in den Angeln hingen. Immer wieder hörte er etwas. Ein leises Scharren. Ein Hauch von Atem. Doch jedes Mal, wenn er das Licht dorthin richtete, war da nichts.
Schließlich blieb er vor einer großen, eisenbeschlagenen Tür stehen. Dahinter hörte er es deutlich: Schritte.
Langsam legte er die Hand auf den Griff.
Eine finstere Gestalt erscheint im Keller
Paul drückte die Tür auf. Sie schwang mit einem langen, schaurigen Knarren auf. Dahinter: Ein leerer Raum, kahl, nur Stein. Kein Stuhl, kein Möbel, nichts.
„Hallo?“ Seine Stimme hallte an den Mauern wider.
Plötzlich knipste irgendwo ein Licht auf – flackernd, wie eine alte Glühbirne. Für einen Augenblick glaubte Paul, in der Ecke Bewegung zu sehen. Eine Gestalt, hoch und dunkel, mit Schultern, die viel zu breit waren, um menschlich zu sein.
Das Licht flackerte, erlosch.
Paul wirbelte herum. Direkt hinter ihm stand etwas. Er spürte den Schatten, hörte das langsame, schwere Atmen im Nacken.
Seine Taschenlampe flackerte. Ein dumpfes Klicken, dann erlosch auch sie.
Die Dunkelheit verschluckte alles. Man hörte nur noch ein letztes Poltern, einen Schrei, dann Stille.
Am nächsten Morgen lag die Kellertür offen. Niemand bemerkte sofort, dass Paul verschwunden war. Erst Wochen später fragten sich die Nachbarn, wohin er gegangen war. Sie würden nie eine Antwort auf diese Frage erhalten.