Junge Frau lebt mit Puppe der Großmutter im abgelegenen Haus

Frau bemerkt seltsame Puppe der Großmutter

Ich war achtundzwanzig, als ich nach dem Tod meiner Eltern zu meiner Großmutter zog. Sie lebte allein in einem großen, abgelegenen Haus, umgeben von Wald und Feldern. Es war still dort, manchmal zu still. Schon beim ersten Rundgang blieb mein Blick an der Puppe hängen, die auf der Kommode im Wohnzimmer saß.

Sie war alt, das sah man sofort. Ihr Kleid war vergilbt, mit Spitzen besetzt, die sich längst auflösten. Doch was mich am meisten verstörte, waren die Augen: schwarz, tief, glänzend, als wären sie aus Glas, das zu viel gesehen hatte. Sie folgten mir, egal, wo ich im Raum stand.

„Sie heißt Lisbeth“, erklärte meine Großmutter, als sie meinen Blick bemerkte. „Sie war immer bei mir. Schon als Kind hatte ich sie. Sie passt auf uns auf.“

Ich nickte, sagte nichts. Aber allein mit der Puppe im Zimmer spürte ich ein Stechen im Nacken, ein Flüstern im Kopf: Beobachtet.

Puppe starrt Frau unaufhörlich an

Die Tage verliefen ruhig. Ich half im Garten, kochte, las. Aber jedes Mal, wenn ich das Wohnzimmer betrat, saß die Puppe genau gleich da. Aufrecht, still, ihre schwarzen Augen fest auf mich gerichtet.

Manchmal schwor ich, dass ihr Kopf minimal geneigt war, als hätte sie sich bewegt. Ich zwang mich zu lachen, redete mir ein, es sei nur Einbildung. Doch das Gefühl, beobachtet zu werden, wuchs.

Eines Abends, kurz nach elf, saß ich allein auf dem Sofa. Meine Großmutter war längst schlafen gegangen. Da erklang eine leise, zarte Melodie von der alten Uhr auf der Kommode. Ich blickte auf: Zeiger auf 23:15. Die Töne waren brüchig, wie aus einer verrosteten Spieluhr. Doch das Schlimmste war, dass die Puppe im selben Moment noch intensiver zu starren schien.

Mein Herz schlug schneller. Ich verließ den Raum, zog die Tür zu und ging ins Bett. Doch in der Nacht träumte ich von der Puppe. Sie saß auf meiner Brust, ihre Augen glänzten, ihr Mund bewegte sich, als würde sie etwas sagen.

In der nächsten Nacht verfolgten mich ebenfalls diese Abträume. Ich wachte schweißgebadet auf. Es war genau 23:15. Und ich hörte die Melodie der Spieluhr.

Schreckliche Albträume bei Nacht

Die folgenden Nächte wurden schlimmer. Immer wieder dieselben Träume. Die Puppe näherte sich meinem Bett, setzte sich neben mich, legte ihre kalten Hände auf meine Haut. Ich spürte den Druck, als wäre es real.

Tagsüber sprach ich meine Großmutter darauf an. „Diese Uhr“, sagte ich vorsichtig, „warum spielt sie jede Nacht um 23:15?“

Großmutter sah mich an, ihre Augen wurden glasig. „Sie hat das schon immer getan. Seit ich ein Kind war. Aber keine Sorge, sie gehört dazu. Lisbeth wacht über uns.“

Ich wollte widersprechen, aber der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ mich verstummen. Sie war überzeugt. Vielleicht sogar abhängig von dieser Puppe.

Die nächste Nacht brachte keinen Schlaf. Ich lag wach, starrte auf die Decke, hörte, wie die Uhr zu spielen begann. Ich presste mir die Hände auf die Ohren – doch die Melodie schien direkt in meinem Kopf zu erklingen. Als ich schließlich einschlief, sah ich die Puppe wieder. Dieses Mal stand sie direkt an meinem Bett, unbeweglich, aber lebendig.

Puppe erscheint Frau mitten in der Nacht

Eines Nachts hielt ich es nicht mehr aus. Als die Uhr zu spielen begann, stand ich auf. Ich schlich ins Wohnzimmer, entschlossen, die Puppe wegzuschaffen, vielleicht in den Keller, vielleicht ins Feuer.

Doch als ich die Tür öffnete, blieb mir der Atem weg. Die Kommode war leer. Die Puppe saß nicht mehr dort.

„Großmutter?“, rief ich. Keine Antwort. Nur das Ticken der Uhr, das sich in mein Gehirn fraß.

Dann hörte ich ein Geräusch aus dem Flur. Ein leises Schaben. Ich drehte mich um – und dort stand sie. Die Puppe, halb im Schatten, die schwarzen Augen starr auf mich gerichtet.

Ich stolperte zurück, schlug die Tür hinter mir zu, verriegelte sie. Doch im selben Moment hörte ich ein Kratzen an der Tür. Ein leises, rhythmisches Kratzen, als würden Fingernägel darüber fahren. Dann die Melodie. 23:15.

Ich presste mich gegen die Wand, Tränen liefen mir über die Wangen. Das Kratzen verstummte. Nur die Melodie blieb. Doch ich wusste: Sie war nicht mehr im Wohnzimmer. Sie war draußen. Sie suchte nach mir.

Frau erlebt grausamen Vorfall mit Puppe

Die letzte Nacht begann wie die anderen: Ich versuchte zu schlafen, vergeblich. 23:15 Uhr. Die Uhr spielte, die Melodie war lauter, klarer, fast festlich. Ich hielt die Decke über meinen Kopf, betete, es möge vorbei sein.

Dann spürte ich Gewicht am Fußende des Bettes. Langsam, schwer, als würde etwas Kleines, aber Lebendiges hinaufkriechen. Mein Atem stockte. Ich wagte nicht, die Decke wegzuziehen. Doch das Gewicht bewegte sich weiter – über meine Beine, meinen Bauch, meine Brust.

Kalte Finger griffen nach meinem Kinn. Ich konnte nicht mehr stillhalten, riss die Decke herunter.

Die Puppe saß auf mir. Nah, viel zu nah. Ihr Mund war geöffnet, und aus der Dunkelheit darin tropfte etwas Schwarzes, Zähflüssiges. Es lief über meinen Hals, brannte auf der Haut. Ich wollte schreien, doch meine Stimme versagte.

Die schwarzen Augen waren keine Glasaugen mehr – sie waren tief, endlos, wie zwei Löcher in eine andere Welt. Ich spürte, wie mich etwas hineinzog, wie mein Geist aus meinem Körper riss.

Das Letzte, was ich hörte, war die Melodie der Uhr, immer schneller, immer schriller, bis sie in meinem Kopf explodierte.

Als der Morgen graute, fand meine Großmutter das Bett leer. Die Decke lag zerknüllt am Boden. Auf dem Kissen saß die Puppe, ihre schwarzen Augen glänzten, und auf ihren Lippen lag ein dünnes, zufriedenes Lächeln.

Portrait des Autors
Autor · SEO · Nerd

Matt Pülz

Matt ist SEO mit einer Leidenschaft für das Schreiben. Er liebt Horrorgeschichten und kreatives Schreiben im Allgemeinen.

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