Vollmondnacht: Nur ein Junge überlebt das Massaker im Wald
Freunde schlagen Zelte in der Wildnis auf
Es war Spätherbst, die Nächte kühl und klar. Vier Freunde hatten beschlossen, noch einmal gemeinsam zelten zu gehen, bevor das Wetter endgültig umschlug.
Darin, der zurückhaltende Student, trug das meiste Gepäck. Neben ihm stapfte Hanno, groß, laut, immer mit einem Witz auf den Lippen. Yara und Felicitas, die beiden Freundinnen, liefen vorneweg und suchten nach einer geeigneten Stelle für die Zelte.
Sie fanden eine Lichtung, von Bäumen umschlossen, weit entfernt von jeder Straße. Am Himmel hing der Mond bereits groß und weiß – voll und rund wie ein Auge.
„Perfekt“, sagte Hanno, „hier bleiben wir.“
Sie bauten ihre Zelte auf, entzündeten ein Feuer und kochten Nudeln über dem Campingkocher. Bald lachten sie, stießen mit Bier an und erzählten sich Geschichten. Es war ein Abend wie viele zuvor. Niemand ahnte, wie er enden würde.
Am Feuer kommen alte Legenden auf
Das Feuer knackte, Funken stiegen in den schwarzen Himmel.
„Meine Oma hat mir immer Geschichten von Werwölfen erzählt“, sagte Yara leise. „Immer dann, wenn der Vollmond so hell steht. Sie meinte, in jedem Dorf gibt es mindestens einen.“
„Und die verwandeln sich dann und reißen alles in Stücke?“ Hanno lachte. „Bitte, das sind doch Märchen.“
Felicitas schüttelte sich. „Ich hasse solche Geschichten. Ich will schlafen gehen.“
Doch Darin schwieg. Er starrte ins Feuer, als würde er etwas hören, das die anderen nicht bemerkten. Sein Atem war schneller, seine Hände zitterten unmerklich.
„Alles gut bei dir?“, fragte Yara.
Darin nickte kurz. „Nur müde.“
Die grausige Verwandlung beginnt
Kurz nach Mitternacht legten sich alle in ihre Zelte. Das Feuer war fast heruntergebrannt, nur ein paar Glutstücke glommen noch.
Darin lag wach. Sein Herz raste, als würde es ihm aus der Brust springen. Schweiß lief über seine Stirn, obwohl die Nacht kalt war.
Ein Knacken durchzuckte seinen Körper. Ein Geräusch wie brechende Äste. Schmerzen bohrten sich durch seine Glieder. Er krallte die Finger in den Schlafsack, doch die Nägel wuchsen länger, härter.
Ein Knurren stieg in seiner Kehle auf. Seine Haut spannte, Fell brach hervor. Dicke, spitze Reißzähne wuchsen in seinem Mund und seine Augen leuchteten in einem grellen Rot.
Dann war er kein Mensch mehr.
Der Werwolf richtet ein Blutbad an
Ein markerschütternder Schrei riss die Nacht auf. Hanno stolperte aus seinem Zelt, doch bevor er verstehen konnte, was geschah, war die Kreatur über ihm. Ein Schlag und sein Brustkorb brach unter den Klauen.
Yara rannte, stolperte durch die Lichtung, doch das Monster war schneller. Es packte sie am Arm, riss sie zurück, Zähne in ihrem Hals.
Felicitas schaffte es bis zum Feuer, griff nach einem Ast, schwang ihn verzweifelt, doch die Bestie schleuderte sie zu Boden. Ihr Schrei brach abrupt ab.
Blut tränkte die Erde, Zelte rissen ein, der Boden war voller Fetzen.
Nur eine Gestalt blieb am Ende übrig: das Tier selbst. Es heulte den Mond an, laut und grausam, bevor es in der Stille zusammensackte.
Am Morgen bleibt nur ein Überlebender zurück
Die Sonne ging über einer Lichtung auf, die aussah wie ein Schlachtfeld. Zerrissene Zelte, umgestürzte Rucksäcke, Blut auf Gras und Steinen.
Zwischen all dem wachte Darin auf. Nackt, die Haut voller Schrammen, völlig verwirrt.
Er stolperte auf, suchte nach seinen Freunden und fand nur verstümmelte Körper. Seine Hände zitterten, seine Lippen flüsterten ungläubig: „Nein… das… das kann nicht sein…“
Als die Polizei eintraf, sahen sie einen jungen Mann, der allein zwischen den Leichen saß. Blut bedeckte seinen Körper, sein Blick war leer.
„Er muss durchgedreht sein“, murmelte einer der Beamten, nachdem sie ihn festgenommen hatten. „Alkohol, vielleicht Drogen. Dann dieses Massaker.“
Doch in ihren Gesichtern lag Unsicherheit. Niemand konnte sich vorstellen, wie ein Mensch so etwas angerichtet haben sollte. Und warum.
Darin selbst wusste nichts mehr. Kein Bild, kein Geräusch. Nur ein schwarzes Loch in seinem Gedächtnis. Und doch… tief in seinem Inneren regte sich ein Gefühl. Ein Flüstern. Ein Knurren. Etwas, das darauf wartete, bei nächstem Vollmond zurückzukehren.